Ich habe euch alle Mitglieder von 'The Holy Lonliness Collective' vorgestellt, sogar unsere Managerin. Nur über mich selbst habe ich nichts geschrieben. Ein paar mal hab ich es versucht, muss aber gestehen, dass es mir schwer fällt. All den Künstlern, die Selbstbildnisse oder Autobiographien produzieren, gehört meine aufrichtige Bewunderung. Wie macht man das, aus sich selbst heraustreten und sich mit den Augen der anderen sehen? Es ist mir ein Rätsel. Ich wurde von den anderen gedrängt, es dennoch zu versuchen. Also dann... seid nicht zu streng mit mir.
Wenn ich morgens aufwache kommt es mir noch immer wie ein absurder Traum vor, dass ich Sänger und Songwriter einer echten Band sein soll. Es ist eine Rolle, in der ich mich nie gesehen habe und ehrlich gesagt bis heute nicht sehe. Eigentlich war meine Idee, dass Jin singen könnte. Es hätte mir völlig gereicht, einfach nur hin und wieder ein bisschen die Akustik Gitarre zu zupfen. Oder sogar einfach nur Songwriter und Texter zu sein und den anderen die Bühne zu überlassen. Aber Jin wollte nicht. Meinte, es seien meine Texte und die müssten von mir gesungen werden. Und überhaupt sei meine Stimme gar nicht so dünn und verloren, wie sie mir immer vorkommt.
Das klingt jetzt alles ziemlich verzagt und das bildet wahrscheinlich auch einen Teil meines Innenlebens ziemlich akkurat ab. Auf der anderen Seite ist mir natürlich bewusst, was für ein krasses Privileg es ist, mit so großartigen Künstlern gemeinsam Musik zu machen. Wenn Jins gefühlvolle Klavierakkorde mit Hans' vertrackten Rhythmen und Tills lakonischen Gitarreneinwürfen zusammentreffen, passiert etwas Magisches. Dieser Musik meine Stimme leihen zu dürfen, macht mich regelrecht glücklich. Seit unserer ersten gemeinsamen Probe habe ich definitiv Feuer gefangen. Am liebsten würde ich nie wieder etwas anderes machen. An guten Tagen ist die Euphorie groß genug, um die Zweifel zu ersticken. Und ich glaube, dann mache ich meine Sache sogar ganz gut.