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Gespenster
Die Tage schleichen vorbei wie Gespenster. Hauchdünn und flüchtig, man kriegt sie kaum zu fassen. Gerade ist Dani bei uns, der kleine Sohn von Mascha. Seine Mutter hat einen Job gefunden. Sie wäscht Geschirr in einem asiatischen Restaurant. Damit sie das machen kann, hat sich Jin bereit erklärt, in der Zwischenzeit auf Dani aufzupassen. Er ist ein schüchterner kleiner Junge mit traurigen, schwarzen Augen. Anfangs saß er nur in der Ecke und wartete darauf, dass er wieder abgeholt wird. Spricht ja auch kein Wort deutsch. Doch aus irgendeinem Grund mag er Leo. Die beiden sitzen gerade auf dem Küchenboden und spielen mit Murmeln. Währendessen debattieren Jin und Till darüber, ob man Kindern von klein auf geschlechtergerechte Sprache beibringen sollte.
Das alles fliegt an mir vorüber wie im Nebel. Die Alpträume sind tatsächlich verschwunden. Meine Nächte sind lang und schwarz. Aber so richtig auf der Höhe bin ich trotzdem nicht. Es fühlt sich ein bisschen an, als sei ich nur stiller Beobachter meines eigenen Lebens. Als ginge mich das alles gar nichts an. Kennt ihr dieses Gefühl? Manchmal habe ich das, aber selten so stark wie zur Zeit.