Gute Nachrichten
Heute ist unser neuer Song aus dem Mastering zurückgekommen. Wir haben uns alle in der Küche versammelt. Dort steht die beste Anlage. Nachdem die letzten Töne verklungen waren, blieb es eine ganze Weile still. Es ist ein merkwürdiges Gefühl - fast als ob dieses Stück Musik, in das wir so viel Zeit und Liebe investiert haben, plötzlich nicht mehr wirklich unseres wäre. Aber zu meinem eigenen Erstaunen stelle ich fest, dass ich gar nicht unzufrieden damit bin. Ich mochte das Klavierthema von Anfang an und die Streicher fügen noch einmal so viel Wärme und Lebendigkeit hinzu. Wir laden den Song jetzt gleich hoch und dann werdet ihr ihn am zweiten Dezember hören können. Ich bin so gespannt, was ihr dazu sagt.
Und es gibt noch mehr gute Nachrichten: Als Hans und ich aus Hamburg zurückkamen, fanden wir Till in einem merklich verbesserten Zustand vor. Die Farbe ist in sein Gesicht zurückgekehrt, die Augen leuchten wieder und im Ofen brutzelte ein gefüllter Kürbis. Keine Besuche von der Drud mehr seit unserer nächtlichen Aktion und Leos Rückkehr. Ob das eine mit dem anderen etwas zu tun hat - wer kann das schon wissen?
Als wir Leo von der ganzen Sache erzählen, reagierte sie beinahe empört. Ob wir jetzt ernsthaft glaubten, dass sie die Drud sei? 'Natürlich nicht', beeilten wir uns zu versichern. Offenbar nicht sehr überzeugend, denn Leo beharrte darauf, ihre Unschuld zu beweisen. Sie würde die ganze Nacht wach bleiben und wenn die Drud dann trotzdem käme, sei ja wohl klar, dass sie es nicht gewesen sein könne. Ob Leo wirklich die ganze Nacht wach war, kann ich nicht sagen. Aber die Drud kam nicht und so blieb auch der Beweis aus.
Gestern brachten Till und ich die ausgeliehenen Drudensteine und das Messer zurück zur alten Ursel. Leo war noch immer eingeschnappt und wollte nicht dabei sein.
'Ist sie gekommen, die Drud? Am nächsten Morgen?', raschelte die alte Ursel.
Till zuckte mit den Schultern. 'Ehrlich gesagt - ich weiß es nicht.'
Ihre Augenbrauen zogen sich nach oben. 'Kommt sie noch? Nachts?'
Till schüttelte den Kopf und nun war es an der alten Ursel, mit den Schultern zu zucken, so als wollte sie sagen: 'Na dann wird wohl alles wie geplant geklappt haben.'