Das sympathischste an Till ist eigentlich, dass er immer zu viel kocht. Gestern gab´s zum Beispiel Maronen in Rotwein-Sauce mit Spätzle und Preiselbeeren, dazu einen Rucola-Salat mit Kirschtomaten und Physalis und einen kräftigen, erdigen Primitivo. So was steht normalerweise nicht auf meinem Speiseplan. Aber man muss eigentlich nur 'ne Zeit lang in der Küche rumsitzen und irgendwann kommt Till, stöbert eine Weile in den Regalen herum und fragt dann ganz unverbindlich: 'Hast du eigentlich schon was gegessen?' Und dann sollte man den Rest des Abends nichts vorhaben, denn das Essen wird zelebriert. Und danach wird weiter getrunken und philosophiert und schwadroniert und wenn irgendwann die Zigarillos ausgepackt werden, ist es ratsam sich zu verabschieden, sonst kann es böse enden.
Gespräche mit Till sind meist verblüffend. Wenn du zu etwas eine Meinung hast, behauptet er auf jeden Fall das Gegenteil und begründet das dann so elegant und eloquent, dass man irgendwann echt ins Zweifeln kommt. Jin findet ihn zynisch und „relativistisch“. Die beiden geraten öfter mal aneinander, denn Jins überschäumender Idealismus bietet die perfekte Angriffsfläche für Tills Lust am Argumentieren. Aber am nächsten Morgen haben Sie sich meist schon wieder lieb.
So feingeistig Till sich ansonsten gibt, an der Gitarre mag er es geradlinig und unverschnörkelt. Er übt eigentlich nie und rechtfertigt das damit, dass man durch zu viel Training zu sehr ins Virtuose und Technische abdriftet und dabei die Seele der Musik verloren geht. Ich weiß schon was er meint. Kann mich aber trotzdem nicht ganz des Verdachtes erwehren, dass auch Faulheit dabei eine Rolle spielen könnte. Wie auch immer – auf seine Art und Weise bringt er eine Portion Punk und Rohheit in die Band, die unserem Sound definitiv gut zu Gesicht steht.