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Zwei Fragen
Es gibt eine Frage, die uns schon seit Monaten immer wieder gestellt wird: 'Gibt es euch eigentlich wirklich?'
Anfangs waren wir ziemlich irritiert. Stellt euch vor, ihr werdet so etwas gefragt. Was würdet ihr antworten? Unser erster Impuls war ein klares 'Ja'. Aber je länger man darüber nachdenkt, desto unsicherer wird man. Gestern Abend haben Till und ich bis in die Nacht hinein darüber debattiert. Vielleicht lag es am Rotwein, aber am Ende waren wir uns ganz und gar nicht mehr sicher, ob wir wirklich existieren. Um ehrlich zu sein war uns irgendwann nicht einmal mehr klar, was es überhaupt bedeutet zu existieren.
'Ich denke, also bin ich' - das war Descartes' Antwort. Und klar, da ist schon was dran. Aber ist so eine einsame Existenz, abgekapselt im Inneren, nicht eine ziemlich traurige Angelegenheit? Und darüber hinaus furchtbar irrelevant. Kommt es nicht viel mehr darauf an ein Wesen zu sein, das im Kontakt mit der Welt drumherum steht? Das wahrgenommen wird und selbst wahrnimmt. Von der Welt beeinflusst wird und diese auch selbst beeinflusst? Im Social Media Zeitalter könnte man dann eher sagen: 'Ich poste, also bin ich.' Und wenn man es so sieht, dann gibt es uns mit absoluter Sicherheit.
Wem das als Antwort nicht reicht, sollte sich diesen Text vielleicht einmal anschauen. Da behauptet jemand, so etwas wie unser Schöpfer zu sein. Wenn das stimmt, ist die Sache klar. Wer einen Schöpfer hat, der muss auch existieren. Oder etwa nicht?
Zurück zu handfesteren Dingen. Eine weitere Frage hat uns über die Feiertage häufig erreicht: Was ist nach dem Angriff auf Till geschehen? Für welche Reaktion haben wir uns entschieden? Die Antwort darauf ist einfach, aber womöglich ebenso unbefriedigend. Kurz danach lagen wir alle der Reihe nach mit Grippesymptomen flach, weshalb wir einfach gar nichts getan haben. Also im Grunde Tills präferierte Lösung. Auch wenn es nie eine bewusste Entscheidung gab.
Über den Jahreswechsel ist zumindest in unseren Köpfen ein wenig Gras über die Sache gewachsen. Nur das Mal auf Tills Wange erinnert uns daran, dass die ganze Angelegenheit ungelöst über unseren Köpfen schwebt. Der Schorf ist inzwischen abgeheilt und da ist nur noch eine rötlich leuchtende Narbe in Vogelform. Nicht einmal besonders hässlich. Aber ganz verschwinden wird sie wohl nie mehr.