Nach dem - zumindest für mich - nervenaufreibenden Labelgespräch letzte Woche hatte ich eigentlich nicht damit gerechnet, noch einmal etwas von denen zu hören. Es traf mich also einigermaßen unvorbereitet, als Ava gestern Abend verkündete, sie habe jetzt ein konkretes Vertragsangebot für ein Album vorliegen. Die Konditionen sind angeblich gar nicht mal so schlecht. 12 000 Euro würden wir direkt als Vorschuss kriegen und sie würden sich komplett um Vertrieb und Promotion kümmern. Dafür wollen sie 75 Prozent aller Einnahmen. (Das kommt mir viel vor, aber Ava meint, üblich seien eher 80.) Wir müssten uns zu bestimmten Social Media und Promotion Aktivitäten verpflichten, auch für Radiointerviews und Fernsehauftritte zur Verfügung stehen. Und sie haben noch eine angeschlossene Booking Agentur, die uns bei entsprechendem Erfolg des Albums auf Tour schicken würde.
Was sagt ihr dazu? Wir sind ehrlich gesagt total gespalten. Auf der einen Seite klingt das nach der Erfüllung vieler Träume, die wir unausgesprochen mit unserer Musik verfolgen. Andererseits habe ich bei Mister Augenklappe einfach ein schlechtes Gefühl. Ich habe ihn eindeutig erkannt und ich weiß nicht, ob er mich auch erkannt hat. Irgendetwas hat er mit dem Syndikat zu tun und nachdem wir endlich mit Müh und Not Tills Brandmal losgeworden sind, habe ich so gar keine Lust, da wieder reinzurutschen.
Die anderen sehen das in etwa so:
In Leos Augen ist das Angebot eine einmalige Chance, mit unserer Musik richtig durchzustarten. Wir wären dumm, wenn wir es nicht annähmen. Abgesehen davon würde der großzügige Vorschuss unsere finanziellen Sorgen deutlich verringern. (Womöglich wäre sogar eine Heizung für den nächsten Winter drin...)
Till ist die ganze Sache nicht geheuer. Dass Mister Augenklappe irgendwie mit dem Syndikat verbandelt ist, sei ja nach allem was wir wissen ziemlich wahrscheinlich. Was wenn das großzügige Angebot nur eine Falle ist? Jedes weitere Treffen wäre ihm bereits zu riskant.
Jin ist allgemein kein großer Fan von Plattenfirmen. Sie meint, wir sollten lieber unabhängig bleiben und unser eigenes Ding durchziehen.
Hans macht sich nicht so große Sorgen wegen des Syndikats. (Ich glaube, er hält uns insgeheim für paranoid.) Er hat eher Bedenken, dass sie uns in unsere Musik reinquatschen und unsere kreative Freiheit beschränken. Wenn wir in konkrete Vertragsverhandlungen eintreten, wäre es ihm wichtig, das auszuschließen.
Ava ist ein wenig misstrauisch, ohne großen Verhandlungsaufwand so ein gutes Angebot zu bekommen. Irgendwo müsse da noch ein Haken sein, meint sie. Sie ist aber auf jeden Fall dafür, in konkrete Verhandlungen einzutreten.
Und wie seht ihr das? Sollten wir das ganze ernsthaft in Erwägung ziehen oder lieber die Finger davon lassen?
Ich glaube, entscheidend ist die kreative Eigenständigkeit und die Aufteilung der Einnahmen bei den Konzerten, bzw dem Merch. Ist im Grunde eh die einzige Möglichkeit Geld zu verdienen. Viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung.